Die Indie-Perle des Monats Eine braune Krankheit, die sich breit machte

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Exemplarische Einzelschicksale machen Geschichte erst lebendig. Mit diesem Satz könnte man die beiden Bücher von Iris Krumbiegel „Die Jüdin“ und „Meine Mutter die Jüdin“ beschreiben. Eigentlich ein Muss für jeden, der wissen möchte, welche Auswirkungen der 2. Weltkrieg und der Antisemitismus im Nationalsozilismus auf Familien, Freunde und Nachbarn hatte, und wie nachfolgende Generationen mit dieser – unserer dunklen deutschen Vergangenheit – leben lernen müssen.

Die Jüdin von Iris Krumbiegel

Alles beginnt in dem kleinen Ort Barnitz. Lina flieht vor ihrem trinkenden und aggressiven Mann Georg zu dem jüdischen Apothekerehepaar Maria und Ignatz Spiegel. Hans und Hermann– ihre beiden Söhne – nimmt sie mit. Alle finden dankbar ein neues Zuhause bei den Spiegels. Diese bekommen ein kleines Kind - Hannah.

Alle drei Kinder wachsen gemeinsam – fast geschwisterlich - auf. Doch die beiden Brüder können unterschiedlicher nicht sein. Hans geht nach Berlin zum Medizinstudium, Hermann (der jüngere) macht eine Lehre, ist labil, leicht zu beeinflussen und tritt später freiwillig der Hitlerjugend bzw. der SA und schlussendlich der SS bei. Dennoch - beide jungen Männer verlieben sich in Hannah. Iris Krumbiegel beschreibt sehr spannend und detailgetreu den Alltag in Barnitz und Berlin – in den Jahren vor Hitlers Machtergreifung. Wie eine Krankheit macht sich das braune Gedankengut immer breiter. Dann der Höhepunkt.

Am 9.November 1938 jubeln und applaudieren die doch so braven Barnitzer, als Fensterscheiben eingeschlagen, Geschäfte geplündert und Menschen gequält werden. Maria und Ignatz begehen Selbstmord, Hannah kann fliehen und findet zunächst Zuflucht auf einem Hof. Hier lebt sie heimlich und trifft sich mit Hans; sie wird schwanger von Hans; beide heiraten. Die kleine Maria wird 1940 geboren. Um seine Familie zu schützen, tritt Hans in die SS ein. Doch irgendwann wird die jüdische Klein-Familie mit den falschen Papieren auf dem Hof gefunden. Ein dummer Zufall verrät Hannah. Sie kommt nach Buchenwald. Ihre kleine Tochter Maria kann gerettet werden. Hans und Hermann versuchen beide Hannah aus Buchenwald zu retten. Dafür nehmen Hermann und Hans sogar Arbeiten in Buchenwald an, der eine als Arzt, der andere als Aufseher.

Zunächst können sie Hanna bessere Arbeits- und Lebensbedingungen verschaffen - doch alles fliegt irgendwann auf. Hans und Hannah müssen sterben. Maria, ihr Tochter wird leben. Sie ist auch die Protagonistin des zweiten Bandes: „Meine Mutter Die Jüdin.“ Krumbiegel gelingt es, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Man wünscht sich die Geschichte auch als Film; und will unbedingt wissen, wie sie weitergeht. Unbedingt lesenswert – vor allem in diesem Jahr, wo sich das Ende des 2. Weltkrieges zum 70. Male jährt.


Iris Krumbiegel
Die Jüdin [Kindle Edition] EUR 3,54 Inkl. MwSt

Amazon Link

Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (31. Mai 2014)
ISBN-10: 1499712588
ISBN-13: 978-1499712582

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